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Meister Eckhart von Hochheim

1260 - 1327, dt. Mystiker. Dominikaner-Mönch, der im Gegensatz zur kirchlichen Lehre die Nähe zu Gott in der tiefen Versenkung der eigenen Seele in Gottes Gegenwart sah. Mit dieser meditativen Annäherung an Gott kam er zu einer Auffassung, die über das christlich definierte »persönliche Geistwesen Gott« hinausging, indem er »darüber« eine unpersönliche, unbenennbare »Gottheit« erkannte. Mit dieser Erkenntnis schlug er eine Brücke zwischen dem Christentum und den fernöstlichen Lehren, wie man Jahrhunderte nach seinem Tod entdeckte.

(Ein Bild Meister Eckharts ist nicht bekannt. Die Abb. stellt sein Siegel dar)
 
 
 
 
 

 

Zitate und Literatur:
Zitate:


»... (die Abgeschiedenheit ist) das Allerbeste, denn sie reinigt die Seele und läutert das Gewissen und entzündet das Herz und weckt den Geist und beschleunigt das Verlangen und läßt Gott erkennen und scheidete ab die Kreatur und vereinigt sich mit Gott. / Wenn ich alle Schriften (studiere), soweit meine Vernunft es zu leisten uns soweit sie zu erkennen vermag, so finde ich nichts anderes, als daß ... Abgeschiedenheit alles übertreffe, ... weil Abgeschiedenheit losgelöst von allem Geschöpften ist. ... Und der Mensch, der so in voller Abgeschiedenheit steht, der wird so in die Ewigkeit entrückt, daß ihn nichts Vergängliches (mehr) bewegen kann. ...« [Lit. 1, Seite 13 / 76]

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»Der Mensch soll in allen Dingen Gott ergreifen und soll sein Gemüt daran gewöhnen, Gott allzeit gegenwärtig zu haben im Gemüt und im Streben und in der Liebe. ...« [Lit. 1, Seite 14]

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»Jedes Geschöpf hat ein zweifaches Sein. Das eine ist ... im Wort Gottes, und das ist ein festes und beständiges Sein.  Deswegen ist auch das Wissen von vergänglichen Dingen selbst unvergänglich, fest und beständig. Denn das Wissen erfaßt ein Ding in seinen Ursachen. Das andere ist das Sein, das die Dinge in der äußeren Wirklichkeit, in der ihnen eigentümlichen Form haben. Das erste ist das Sein in der Kraft, das zweite (Sein) ist das durch die (eigene) Form bestimmte Sein, und das ist meist unstet und veränderlich.« [Lit. 1, Seite 51]

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»Der Vater (Gott) gebiert seinen Sohn (Jesus) ohne Unterlaß, und ich sage mehr noch: Er gebiert (auch) mich als seinen Sohn und als denselben Sohn; er gebiert mich als sich und sich als mich und mich als sein Sohn und als seine Natur. Im innersten Quell, da quelle ich aus im Heiligen Geiste: da ist ein Leben und ein Sein und ein Werk. ... / In dieser Kraft (der geistigen Quelle) ist Gott ohne Unterlaß glimmend und brennend mit all seinem Reichtum... « [Lit. 1, Seite 55 / 84]

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»... Das ist ein (freies) Gemüt, das durch nichts beirrt und an nichts gebunden ist, das sein Bestes an keine Weise gebunden hat und in nichts auf das Seine sieht...« [Lit. 1, Seite 58]

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»Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einem gedachten Gott; denn wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch der Gott. Man soll vielmehr einen wesenhaften Gott haben, der weit erhaben ist über die Gedanken...« [Lit. 1, Seite 60]

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»... Ein edler Mensch ... (ist) darum edel, weil er Eins ist und Gott und Kreatur im Einen erkennt.« [Lit. 1, Seite 75]

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»Könntet ihr mit meinem Herzen erkennen, so verstündet ihr wohl, was ich sage; denn es ist wahr, und die Wahrheit sagt es selbst. / (Doch) solange der Mensch dieser Wahrheit nicht gleicht, solange wird er diese Rede nicht verstehen.« [Lit. 1, Seite 86 / 106]

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»Lausche denn auf das Wunder! 
Wie wunderbar: 
Da draußen stehen wie drinnen, 
Begreifen und umgriffen werden, 
Schauen und zugleich das Geschaute selbst sein, 
Halten und gehalten werden - 
Das ist das Ziel:
Wo der Geist in Ruhe verharrt,
Der lieben Ewigkeit vereint.
[Lit. 1, Seite 91]

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»Wir sind die Ursache aller unserer Hindernisse. Hüte dich vor dir selbst, so hast du wohl gehütet!« [Lit. 1, Seite 95]

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»Manche einfältigen Leute wähnen, sie sollten Gott so sehen, als stünde er dort und sie hier. Dem ist nicht so. Gott und ich, wir sind eins. Durch das Erkennen nehme ich Gott in mich hinein...« [Lit. 1, Seite 95]

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Literatur:

1. Wehr, Gerhard
»Meister Eckhart«
1997 - 4. Auflage, Rowohlt, Reinbek